sobota, 12 maja 2018

Fwd: 2018 - ein Jahr der Weltzäsur?


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From: SPIEGEL ONLINE - DIE LAGE <morning-briefing@newsletter1.spiegel.de>
Date: 2018-05-12 8:16 GMT+02:00
Subject: 2018 - ein Jahr der Weltzäsur?
To: pascal.alter@gmail.com



szmtag
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Die Lage am Samstag
Liebe Leserin, lieber Leser,
leben wir schon wieder in einem Zäsurjahr, so wie 1989, 2001, 2015? Gut möglich. Noch ist nicht klar, welche Tragweite Trumps Ausstieg aus dem Iran-Deal haben wird, aber das Potenzial ist gewaltig: die Spaltung des Westens, eine neue Isolation der USA, ein atomares Wettrüsten im Nahen Osten, ein großer Krieg dort, eine neue Weltordnung, in der es nicht mehr ein demokratisches Lager gibt, sondern bunte Bündnisse, ein zusammengerücktes Europa. Das alles könnten Folgen dieser Entscheidung sein, zum Schlechten wie ein bisschen auch zum Guten (Europa).
Wir analysieren die Lage in einer Titelgeschichte im neuen SPIEGEL, der heute erscheint, nach Recherchen in Europa, den USA, in Iran, in Israel, in der Bundeshauptstadt. Ein Text befasst sich mit der Frage, wie die deutsche Exportwirtschaft die neuerlichen Sanktionen verkraften kann. Der ehemalige Direktor der Geheimdienste NSA und CIA, Michael Hayden, sagt in einem Interview auf die Frage, warum Trump sich gegen den Rat der Geheimdienste nicht mehr an das Abkommen halten will: "Weil er Entscheidungen nicht aufgrund von objektiver Realität trifft." Und Alexander Osang schildert in einer Reportage über den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem, wie empfindlich diese Region ist und wie dringend sie eine klare, friedensfördernde Strategie braucht.
Dreist und ekelhaft
Ein zweiter Schwerpunkt dieses Heftes ist der Umgang von Männern und Frauen, also vor allem ein dreistes und ekelhaftes Verhalten mancher Männer gegenüber Frauen. Martin Knobbe und Jan-Philipp Möller haben recherchiert, wie sich zwei Professoren der Münchner Musikhochschule über Jahre mutmaßlich aufführten. Sie sind nun angeklagt, die Vorwürfe lauten: Vergewaltigung und sexuelle Nötigung. Es geht dabei um übelsten Machtmissbrauch, gegenüber Frauen, aber auch gegenüber Männern.
Georg Diez war in Stockholm und hat sich dort mit der Frage befasst, wie es so weit kommen konnte, dass in diesem Jahr kein Nobelpreis für Literatur vergeben wird. Auch das gehört zum #MeToo-Komplex, da ein Mann aus dem Umfeld der Königlichen Akademie, die den Preis vergibt, über Jahre Frauen bedrängt und mutmaßlich vergewaltigt hat. Diez traf zwei Frauen, die ihm von traumatischen Erinnerungen berichtet haben.
Der dritte Text unseres #MeToo-Schwerpunkts ist ein Debattenbeitrag von Jan Fleischhauer. Er plädiert dafür, dass die #MeToo-Debatte eine wirkliche Debatte bleibt, dass also Rede und Gegenrede möglich sein müssen und dazu gehört, dass auch Aussagen von (mutmaßlichen) Opfern skeptisch betrachtet werden können. Er selbst hat das in einem Fall getan und wurde dafür angegriffen. Die drei Texte stehen in einem gewissen Spannungsverhältnis zueinander, aber genau das macht eine lebendige Debatte aus.
Gerecktes Kinn
Getty Images
Von Martin Winterkorn gibt es in diesem Heft zwei interessante Fotos. Das eine zeigt ihn als Herrscher eines Weltkonzerns mit gerecktem Kinn und arrogantem Blick. Das andere zeigt ihn als einsamen Besucher eines Spiels von Bayern München. Die Stühle um ihn herum sind leer, als wolle niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben. Das ist der Martin Winterkorn von heute, als Chef von Volkswagen gestürzt, von amerikanischen Staatsanwälten in der Dieselaffäre angeklagt. Die deutschen Kollegen ermitteln noch.
In einer großen Geschichte rekonstruieren wir, wie es dazu kommen konnte, dass Volkswagen seine Kunden und die Behörden in aller Welt über eine lange Zeit betrogen hat. Winterkorn ist dafür verantwortlich, weil er der Chef war, als diese Dinge passierten (und sie passieren womöglich noch immer). Es fehlen allerdings die Belege einer konkreten Schuld. Werden sie gefunden, wird Winterkorn wahrscheinlich sein Vermögen verlieren, weil Volkswagen Schadensersatz fordern könnte, und sich die Spiele von Bayern München im Fernsehen anschauen müssen, von seiner Zelle aus.
Einfach wollen
Der böse Bube der deutschen Fußballwelt heißt Kevin-Prince Boateng. Er hat die Lichtgestalt Michael Ballack vor der Weltmeisterschaft 2010 so übel gefoult, dass Ballack nicht mitspielen konnte. Kevin-Prince, der immer nur der andere Boateng war, galt als Rüpel und Großspinner, während sein Halbbruder Jérôme von allen geliebt wird (außer von Alexander Gauland). Umso erstaunlicher ist das SPIEGEL-Gespräch, das Marc Hujer mit Kevin-Prince Boateng geführt hat.
Ungewöhnlich offen berichtet Boateng vom Zerwürfnis mit seinem Vater, von seiner Jugend in Armut, von den Schmähungen als "Nigger", von seinen wilden Jahren als Fußballspieler und Ferrarifahrer und von seinem Wandel. Boateng präsentiert sich als einsichtiger, kluger Mensch, der zum bösen Buben nicht mehr taugt. Über seinen Trainer bei Eintracht Frankfurt, Niko Kovac, der demnächst Bayern München trainiert, sagt er: "Er glaubt nicht, wenn man Schmerzen hat. Er sagt, dass alles Kopfsache ist. Man muss es einfach nur wollen."
Im Video: SPIEGEL-Autor Marc Hujer über sein Gespräch mit Kevin Prince Boateng
Die Geschichte, die einem etwas Sorgen macht: Martin U. Müller hat recherchiert, wie leicht es Diebe in Hotels haben. Sehr leicht, wie Sie auch im Video sehen können.
Die Geschichte, die einen die Sorgen vergessen lässt, weil man häufig schmunzeln oder lachen muss: Hauke Goos und Jörg Schindler haben Arthur Edwards interviewt, der seit 43 Jahren für die "Sun" die britischen Royals fotografiert. Kleiner Auszug: SPIEGEL: Kann man mit der Queen Small Talk machen? Edwards: Wo denken Sie hin?
Die jüngsten Meldungen aus der Nacht
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Ihr Dirk Kurbjuweit
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